Helmut Keil - Elektromechaniker bei HBK seit 50 Jahren

Interview mit einem Mitarbeiter

 

Helmut Keil arbeitet seit 50 Jahren für und bei HBK.
Nun feiert er Jubiläum.

Wir haben ihn zu diesem Anlass interviewt und viele spannende Antworten erhalten:

Herr Keil, zunächst erst einmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem 50-jährigen Jubiläum bei HBM! 50 Jahre – das ist eine sehr lange Zeit. Wir reden hier ja von einem halben Jahrhundert…!

Erzählen Sie mal, wie sind Sie damals zu HBK gekommen?

1966 habe ich meine Ausbildung zum Elektromechaniker (Mechatroniker) bei Schenck angefangen, zu denen HBM damals noch als Tochterunternehmen gehört hatte. Die Ausbildung dauerte 3,5 Jahre und bereits 1968 bin ich im Rahmen der Ausbildung zu HBM gekommen und seitdem dort geblieben.
Zwar wurde ich nach Ende meiner Ausbildung für ein Jahr zum Wehrdienst gerufen, bin danach aber wieder in meinen Beruf bei HBM zurückgekehrt.

 

Können Sie sich an Ihre ersten Tage erinnern?

Oh ja, an die ersten Tage kann ich mich noch genau erinnern. Da ich vom Land komme und die Busse nur viermal am Tag in die Stadt fuhren, hat mich mein Vater morgens aus Klein-Bieberau (Gemeinde Modautal) mit nach Darmstadt genommen. Abends sollte ich dann die Straßenbahn bis ans Böllenfalltor nehmen und von dort aus weiter mit dem Bus nach Klein-Bieberau. Aus mir bis heute unerklärlichen Gründen ist an diesem Tag die Straßenbahn einfach nicht gefahren. Ich war ja erst 14 Jahre alt und kannte mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht gut aus. Also habe ich gewartet und gewartet. Irgendwann kam dann eine Straßenbahn, in die ich eingestiegen bin. Allerdings war es die falsche, sodass ich dann irgendwann in Eberstadt bei der Endstation ausgestiegen bin. Da ich dann nicht weiter wusste, bin ich zur nächsten Telefonzelle gelaufen und habe meinen Vater angerufen, der mich dann abgeholt hat.

Außerdem kann ich mich erinnern, dass wir 100 Lehrlinge waren, die in drei Gruppen eingeteilt wurden: Werkzeugmacher, Dreher und Elektromechaniker. Am ersten Tag hatten wir nur theoretischen Unterricht, dann wurden wir nach und nach am Arbeitsplatz eingelernt. Im ersten Jahr hatten wir jeden Samstag Berufsschule, dafür dienstags immer frei. Der Unterricht war in der Erasmus-Kittler-Schule in Darmstadt. Meine Schulkameraden und ich sind nach Schulschluss mit dem Bus nach Ober-Ramstadt gefahren und von dort immer die zehn Kilometer nach Klein-Bieberau heimgelaufen, da die Busfahrtzeiten so ungünstig waren, dass wir zu Fuß tatsächlich schneller zu Hause waren, als wenn wir auf den nächsten Bus gewartet hätten.

 

Was hat sich bei HBM grundlegend verändert? Digitale Revolution? Gebäude? Sie haben hier ja sicherlich sehr viele Änderungen mitbekommen.

Ich habe in der „alten Welt“ angefangen, die ja mittlerweile abgerissen wurde. Ganz am Anfang war meine Abteilung neben dem alten Kabellager, später dann ab 1969 neben der alten Kantine. Dann sind wir ins alte Bürogebäude gezogen, das da war, wo heute der Parkplatz ist. Als dieses abgerissen wurde, sind wir in das jetzige Gebäude gezogen. Als Ersatz für das alte Bürogebäude entstand das heutige Bürogebäude mit dem jetzigen Haupteingang. 
Natürlich hat sich mit der Digitalisierung auch sehr viel verändert. Alles was früher mechanisch und analog war, ist heute digital. Die PCs wurden nach und nach eingeführt. Als ich angefangen habe, hatte noch keiner einen PC am Arbeitsplatz.
Früher gab es übrigens ja noch den Unterschied zwischen Angestellten und Arbeitern. Für die Arbeiter war der Betriebsleiter zuständig. Manchmal gab es Probleme, da zwischen dem Abteilungsleiter und dem Arbeiter keine weitere Ansprechperson war und so die fachliche Kommunikation etwas schwierig war. Später wurde hier der Vorarbeiter eingesetzt, was die Situation wieder vereinfachte.
Außerdem ist HBM mit den Jahren sehr gewachsen. Als ich zu HBM kam, waren es soweit ich mich erinnern kann, ca. 300 Mitarbeiter. Heute sind es 750. 
Da ich aber immer viel Arbeit hatte und meist nur an meinem Arbeitsplatz war habe ich gar nicht alle Veränderungen so genau mitbekommen.

 

Wie hat sich Ihre Abteilung (V-SD, Measurement Engineering) verändert?

Früher hieß die Abteilung „V-A = Vertrieb Anlage“. Wir waren quasi wie ein Betrieb im Betrieb, da wir relativ losgelöst von anderen Abteilungen arbeiteten. Wir kauften Geräte vom HBM-Betrieb ab, bauten sie um und integrierten sie in die Anlagen.1985 ging das Auftragsvolumen zurück, daher wurden ein Teil meiner Kollegen in andere Abteilungen versetzt. Im Zuge dieser Verkleinerung der Abteilung spezialisierte ich mich auf die Herstellung von Leiterplatten.
1995 bekam ich übrigens meinen ersten eigenen PC bei HBM. Damals gab es nur die extrem teuren von Apple. Die kleinsten kosteten damals noch ca. 20.000 DM. Im Jahr 2000 gab es einen weiteren Schub in der Digitalisierung. Alles was man früher mühsam über Hardware gebaut hat, ging nun alles ganz leicht digital. Der Anlagenbau hat dadurch nachgelassen.
In unserer Abteilung haben wir über die Jahre hinweg auch immer selbst entwickelt – parallel zu der großen Entwicklungsabteilung von HBM. Heute ist das nicht mehr möglich, sodass wir abhängig von der Entwicklungsabteilung sind, da uns einfach das umfassende Wissen fehlt, was es auf dem Markt alles gibt.

 

Wie hat sich Ihre Tätigkeit bei HBM im Laufe der Jahre verändert?

Mein Beruf ist gleich geblieben, aber die Arbeit und vor allem die Geräte haben sich im Laufe der Jahre in erster Linie durch die Digitalisierung sehr verändert! Von der Berufsschule her habe ich anfangs in der Lehrzeit mit Röhren, Transistoren und Halbleitern gearbeitet. Alles andere, was mit der Zeit kam, hat man sich angeeignet. Natürlich war damals noch alles analog und mechanisch, noch nichts digital.
Anfangs waren wir in der Abteilung sechs bis sieben Mann. Wir haben uns alle sehr gut verstanden und uns oft am Wochenende bei unserem Chef zum Grillen getroffen.
Bis 1975 haben wir für die Aufträge Anlagen und Schränke gebaut. 1975 wurde die ursprüngliche Abteilung aufgelöst. Ab dann haben wir die gesamten Aufträge selbst durchgeführt: Bestellabwicklung, Zeichnung, Steuerung, Termineinhaltung. Hierbei habe ich mir immer neue Techniken angeeignet. 

 

Was ist denn momentan Ihre Hauptaufgabe?

Ich bin für die Kalibriertürme zuständig. Sie werden von unseren Servicetechnikern genutzt um draußen beim Kunden alle HBM-Geräte zu kalibrieren. Mindestens einmal im Jahr kommen sie zu uns. Dann überprüfe ich, ob noch alle Bestandteile eines Kalibrierturms funktionsfähig sind und tausche gegebenenfalls defekte Teile aus. Anschließend werden sie von unserer Kalibrierabteilung kalibriert und sind dann wieder abholbereit für den Servicetechniker und den Einsatz beim Kunden. Falls innerhalb des Jahres Teile defekt sind, müssen wir schnell reagieren, um den Kunden nicht warten lassen zu müssen. Ich bin also dafür verantwortlich, immer genügend Austauschteile auf Lager zu haben, damit ich im Fall eines Defekts den Kalibrierturm sofort wieder funktionsfähig machen kann.

 

Nun nochmal einen Schritt in die Vergangenheit: Als Kind hat man ja ganz oft andere Berufswünsche. Können Sie sich daran erinnern, was Sie damals unbedingt werden wollten?

An einen konkreten Berufswunsch kann ich mich nicht erinnern, aber eigentlich wollte ich schon immer irgendetwas mit Elektronik machen. Mein Opa war Schmiedemeister und hatte auch eine eigene Schmiede. Mein Vater konnte auf Grund seiner Kriegsverletzung die Schmiede nicht übernehmen. Wir hatten aber auch ein bisschen Landwirtschaft. In der Schule gab es dann damals eine Berufsberatung, bei der man Tests durchgeführt hat, welcher Beruf passen würde. Anschließend wurden einem drei bis vier Unternehmen für die Ausbildung empfohlen. So bin ich zu dem Beruf Elektromechaniker gekommen.

 

Wie ist es jetzt nach 50 Jahren Beruf: Können Sie sagen, dass Sie damals den richtigen Beruf gewählt haben oder gibt es etwas anderes, das Sie auch noch gerne ausprobiert hätten?

Ja, es ist nach wie vor der richtige Beruf für mich. Ich hatte nie den Gedanken, etwas anderes machen zu wollen.

 

Und nun mal ganz ehrlich – Hand auf’s Herz: Gab es in den 50 Jahren Situationen, in denen Sie überlegt haben, den Arbeitgeber zu wechseln?

Nein, nie. Im Gegenteil, ich hatte manchmal Angst vielleicht gehen zu müssen. Aber zum Glück hatte ich immer jemanden über mir, der auch in umsatzschwachen Zeiten meine Arbeit genügend geschätzt hat.

Früher habe ich mir übrigens immer gedacht: Wenn ich mal 50 Jahre alt bin, lasse ich die Arbeit etwas ruhiger angehen. Als es dann soweit war, habe ich das auch versucht. Allerdings ist mir relativ schnell aufgefallen, dass dann die Zeit nicht rumgeht. Also schaue ich auch jetzt noch, dass ich immer genügend Arbeit habe und gut beschäftigt bin.

 

Sie sind HBM treu geblieben und das 50 Jahre lang. Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf bei HBM so gut und wodurch zeichnet sich HBM Ihrer Meinung nach aus?

Mir gefällt an meinem Beruf bei HBM gut, dass ich freie Entscheidungen treffen kann und mir meine Arbeit im Rahmen der Termineinhaltung frei einteilen kann. Das macht für mich HBM auch aus: Das gewisse Maß an Freiheit, das den Arbeitnehmern bei HBM gelassen wird.

 

Was raten oder empfehlen Sie allen, die bereits bei HBM sind oder noch zu HBM kommen möchten?

Es kommt sicher darauf an, in welcher Abteilung man arbeitet. Aber ich finde es wichtig, dass alle miteinander viel kommunizieren, damit alle Abteilungen reibungslos miteinander arbeiten können. Ich habe manchmal das Gefühl, dass man früher mehr miteinander geredet hat und dadurch manches leichter und unkomplizierter war. Wichtig finde ich auch, dass jeder Vorgesetzte weiß, was seine Mitarbeiter machen, damit auch die Kommunikation zwischen den jeweiligen Vorgesetzten gut funktioniert.

 

Wenn unser Geschäftsführer Sie um einen Tipp für HBM bitten würde, was würden Sie ihm sagen?

Ich schätze an HBM, dass man ein gewisses Maß an Freiheit in seiner Arbeit hat, auch Dinge selbst zu entscheiden und nicht nach allem fragen zu müssen. Die Gefahr dabei ist natürlich, dass dies ausgenutzt wird. Das darf natürlich nicht passieren. Dennoch finde ich es wichtig, dass diese Freiheit auch in Zukunft beibehalten wird.

 

Nun haben Sie ja nicht mehr so lange zu arbeiten. Freuen Sie sich auf Ihre Rente oder haben Sie Respekt davor, aus dem Arbeitsleben auszusteigen?

Ich verdränge das noch ein bisschen, aber ja, ich habe Respekt davor. Obwohl ich morgens jetzt schon manchmal gerne noch etwas länger liegen bleiben würde – früher als ich jung war, fiel das Aufstehen leichter –, werde ich die Arbeit sicherlich vermissen.
Aber ich habe mein Zuhause und mein Hobby, dem ich dann mal wieder mehr Zeit widmen werde.

 

Welche Ziele und Ideen haben Sie für die Zukunft? Haben Sie schon konkrete Pläne für die Zeit nach HBM?

Ich habe ein eigenes großes Haus, das in Stand gehalten werden muss. Da gibt es immer etwas zu tun, ganz zu schweigen von dem Garten.
Außerdem habe ich mein Hobby: Modell-Eisenbahnen. Über viele Jahre habe ich gesammelt und mittlerweile einen eigenen Raum in meinem Haus, ca. 10x5m groß, wo ich meine Eisenbahnlandschaft aufgebaut habe. Es ist aber alles kein Standard: Ich habe eigene Sachen gebaut. Zum Beispiel habe ich mir mal einen alten Verstärker von HBM, der nicht mehr gebraucht wurde und verschrottet werden sollte, mit nach Hause genommen und entsprechend umgebaut. Dann habe ich auf meinem PC in Excel eine Oberfläche mit Makros gebaut und das mit dem Verstärker verknüpft. So kann ich die Eisenbahnen per Mausklick steuern.
Neben Hobby und Haus werde ich dann wie immer auch weiterhin zweimal im Jahr in den Urlaub fahren.

 

Herr Keil, vielen Dank für dieses besondere Interview. Wir wünschen Ihnen für Ihre Zukunft und für Ihre bevorstehende Pensionierung schon jetzt alles Gute.

 

(Dezember 2016 - anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Mitarbeiters Helmut Keil, Interview geführt durch Christina Kieser, Personalabteilung)

 

Fotos der Jubiläumsfeier


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