Vom Auszubildenden zum Teamleiter

Interview mit einem Mitarbeiter

 

Hallo Herr Baumann, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen.

Sie sind nun seit zehn Jahren bei HBM und haben in dieser Zeit schon eine beachtliche Karriere gemacht. Hierüber möchten wir gerne mehr erfahren. Beginnen wir doch direkt mit der ersten Frage:

Sie haben bei uns als Auszubildender angefangen und sind nun nach zehn Jahren schon Teamleiter. Erzählen Sie doch mal von Ihren Anfängen bei HBM: Wann und wie sind Sie damals auf HBM aufmerksam geworden und warum haben Sie sich für die Ausbildung zum Mechatroniker entschieden?

Ich habe während der Schulzeit zwei verschiedene Praktika gemacht, eins im kaufmännischen und eins im mechatronischen Bereich. Dadurch konnte ich eine kaufmännische Ausbildung für mich ausschließen und meinen Berufswunsch, Mechatroniker zu werden, bestärken. Für die Ausbildung habe ich damals einfach nach Stellen in der Umgebung geschaut und den Ausbildungsplatz bei HBM in der Jobbörse entdeckt. Auf meine Bewerbung hin habe ich sehr schnell die Zusage für die Ausbildung zum Mechatroniker ab September 2006 bekommen. Obwohl ich auch noch andere Vertragsangebote hatte und HBM bis zur Bewerbung noch gar nicht kannte, habe ich mich damals für HBM entschieden. Eine gute Entscheidung.

 

Es liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber welche Erinnerung haben Sie an Ihre Ausbildung bei HBM?

Meine Erinnerungen an die Ausbildung bei HBM sind größtenteils sehr positiv. Ich wurde sowohl von den Kollegen der verschiedenen Abteilungen sowie durch den Ausbilder immer sehr gut betreut. Mit meinem damaligen Mit-Azubi, der auch immer noch bei HBM ist, habe ich mich schon damals sehr gut verstanden und wir haben nach der Ausbildung noch zusammen den Techniker in Abendschule gemacht. Dadurch, dass man als Azubi viele Abteilungen und vor allem alle Produktionsabteilungen durchläuft, habe ich viele Eindrücke mitbekommen und konnte gut entscheiden, in welchem Bereich ich gerne nach der Ausbildung arbeiten möchte. Im ersten Jahr war ich für die Grundausbildung erst einmal in der Ausbildungswerkstatt bei Schenck (heute Pittler). Nicht ganz so gute Erinnerungen habe ich an die Berufsschule. Sie war teilweise recht schwierig – sowohl vom Lernstoff her, als auch in der organisatorischen Umsetzung. Das war nicht immer besonders zufriedenstellend, wodurch wir oft bei Schenck und HBM die Inhalte nachholen mussten, die in der Schule nicht ausreichend vermittelt wurden.

 

Manchmal bleibt man ja „ewiger Azubi“ und wird nicht als ausgelernter Kollege akzeptiert.
Wie war das bei Ihnen? Wie war die erste Zeit nach der Übernahme aus der Ausbildung?

Nach der Ausbildung habe ich direkt in der Produktion angefangen und dort in der Kraftaufnehmer-Montage gearbeitet. Hier habe ich mich anfangs schon noch teilweise als Azubi gefühlt. Aber nach und nach habe ich immer mehr Aufgaben und damit mehr Verantwortung übernommen; und die Kollegen akzeptieren einen, wenn sie sehen, dass man was kann.

 

Wie haben Sie sich persönlich seit der Ausbildung verändert?

Ich bin ehrgeiziger und zielstrebiger geworden und habe gelernt mich besser zu organisieren.

 

Was schätzen Sie bei HBM?

In erster Linie schätze ich die netten und guten Kollegen, mit denen man sehr gut zusammenarbeiten kann. Das erzähle ich auch jedem, der mich fragt, wie es bei HBM so ist. Es herrscht einfach ein gutes Betriebsklima, man wird immer unterstützt, sowohl von Kollegen und Mitarbeitern als auch von Vorgesetzten. Das war schon in der Ausbildung so und hat sich seitdem nicht verändert.

 

Wie waren die letzten Jahre bei HBM?

Generell waren die letzten Jahre sehr erlebnisreich. Es hat sich viel verändert. Eigentlich hat sich schon seit einiger Zeit viel um meine jetzige Vorgesetztenrolle gedreht. 

 

Da sind wir doch genau beim Thema: Nun sind Sie ja zum Teamleiter befördert worden. Wie sind Sie zu dieser Position gekommen?

Schon seit Ende der Ausbildung zum Mechatroniker hatte ich den Willen beruflich mehr zu erreichen und mich weiterzubilden. Daher habe ich im Anschluss an die Ausbildung direkt den Techniker gemacht, vier Jahre, berufsbegleitend in Abendschule. In dieser Zeit habe ich gelernt, mich gut zu organisieren und habe mich nicht nur fachlich, sondern vor allem auch persönlich weiterentwickelt. Zusätzlich wurde ich hier schon zum Vorarbeiter befördert. Zu der Zeit war es außerdem bereits absehbar, dass mein damaliger Chef bald in Rente gehen würde und ein Nachfolger für ihn benötigt wird. Da ich zum einen gute Voraussetzungen durch meine Weiterbildung zum Techniker hatte und zum anderen schon viel mit meinem Vorgesetzten zusammengearbeitet und schon häufiger seine Urlaubsvertretung übernommen habe, war es schnell klar, dass ich für seine Nachfolge in Frage komme.

 

Wie war die Entwicklung? Wie wurden Sie hierbei von HBM unterstützt? Haben Sie spezielle Seminare besucht oder Gespräche geführt?

In einer Übergangsphase von etwa einem Jahr hat sich mein Chef bewusst immer mehr zurückgehalten und mir schrittweise seine Aufgaben übertragen. Im Hintergrund stand er jedoch immer für Fragen zur Verfügung. Parallel dazu wurden mir von der Personalabteilung verschiedene Seminare (intern und extern) empfohlen. Darunter war zum Beispiel die Seminarreihe „Vom Kollegen zum Vorgesetzten“ in Bad Nauheim, in der es um eigene Erwartungen, Organisation, Mitarbeiterführung, Personalgespräche, etc. ging. Ich habe selten so gute Seminare besucht! Sie sind sehr wertvoll für mich. Darüber hinaus habe ich schon seit der Übergangszeit regelmäßig Termine mit meinem jetzigen Vorgesetzten, in denen Zeit für Reflektion und Feedback ist und wir darüber sprechen, was gut läuft und wo noch Verbesserungspotential ist.

Vor der endgültigen Entscheidung, ob ich die Nachfolge übernehme, musste ich noch an einem internen Assessment-Tag teilnehmen. Ich muss zugeben, dass ich diesen Tag als einen der anstrengendsten Tage in meinem bisherigen Leben empfunden habe. Ich wurde einen ganzen Tag lang von einer Psychologin begleitet, die Gespräche mit mir führte und mir verschiedene Situationen, zum Beispiel Konfliktsituationen, vorgab und hierbei mein Verhalten prüfte. Obwohl die Dame sehr nett war, bin ich durch ihre intensiven Fragen teilweise tatsächlich in‘s Zweifeln gekommen, ob ich wirklich für die Teamleiter-Stelle geeignet bin. Aber am Ende des Tages war ich mir wieder sicher, dass die Führungsposition der richtige Weg für mich ist. Schließlich konnte ich ja ganz gut einschätzen, worauf ich mich einlasse, da ich das Team ja schon kannte und quasi dort groß geworden bin.

Auf Basis des Berichtes, den die Psychologin über mich und meine Persönlichkeitsmerkmale ausstellte, wurde zum einen entschieden, dass ich für die Stelle geeignet bin, und zum anderen wurden Seminare ausgewählt, die mich in den noch verbesserungswürdigen Punkten unterstützen sollten. Auch ich durfte den Bericht lesen und ich war wirklich verblüfft, wie gut die Psychologin mich als Person erfasst hat. Ich habe den Bericht auch meinen Eltern und meiner Freundin gezeigt und auch sie konnten die Übereinstimmung bestätigen.

 

Wie haben Sie selbst herausgefunden, dass Sie als Führungskraft geeignet sind?

Schon nach der Ausbildung wusste ich, dass ich nicht auf Dauer in der Produktion arbeiten, sondern mich weiterbilden möchte. Als Vorarbeiter konnte ich die Führungsrolle schon austesten, zwar noch nicht in disziplinarischer, aber in fachlicher Hinsicht. Dabei habe ich gemerkt, dass es mir liegt, mit Menschen zu arbeiten, sie zu führen und nicht nur am PC oder an der Werkbank zu arbeiten.

Außerdem habe ich im privaten Bereich als Hobby schon viele Jahre in der Feuerwehr mitgearbeitet und dort Jugendgruppen geleitet und in der Vorstandsarbeit unterstützt.

 

Sie sind ja mit 26 Jahren noch relativ jung für eine Führungsposition. Wie haben ihre Mitarbeiter aus der Abteilung reagiert, als klar wurde, dass Sie die Nachfolge übernehmen werden?

Obwohl ich zu den jüngsten Mitarbeitern in der Abteilung zähle, werde ich von all meinen Kollegen beziehungsweise Mitarbeitern respektiert und als Führungskraft akzeptiert. Ich habe das Gefühl, dass keiner neidisch ist; das war auch schon so, als ich noch Vorarbeiter war.

 

Welche Funktion übernehmen Sie denn nun genau und was sind Ihre Aufgaben? Für wie viele Mitarbeiter haben Sie nun Verantwortung?

Ich bin Teamleiter und Arbeitsvorbereiter für den Bereich Kraftaufnehmer und Wägezellenfertigung. In meinem Team sind 28 Mitarbeiter, davon zwei Vorarbeiter, mit denen ich eng zusammenarbeite. Zu meinen Hauptaufgaben gehören neben der Planung und Organisation die Führung der Mitarbeiter und die Personalentwicklung, zum Beispiel über Zielvereinbarungen. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich, da ich morgens oft nicht genau weiß, was mich an dem Tag erwartet. In der Produktion ist jeder Tag unterschiedlich und stellt mich oft vor neue Herausforderungen. In meiner Rolle als Arbeitsvorbereiter bin ich für die Arbeitsablaufplanung zuständig. Das betrifft beispielsweise das Erstellen und Ändern von Arbeitsplänen und Anweisungen, die Einhaltung der Arbeitssicherheit und die Umstellung und Optimierung von Arbeitsabläufen. Dazu kommen noch viele kleinere und größere Aufgaben und Anfragen, die im Tagesgeschäft anfallen oder mir von meinem Vorgesetzten oder den Kollegen gestellt werden.

 

Wie gehen Sie mit Ihrer neuen Führungsverantwortung um? Was ist Ihnen besonders wichtig bei der Führung Ihrer Mitarbeiter?

Besonders wichtig ist mir eine offene und ehrliche Kommunikation zwischen mir und meinen Mitarbeitern. Die Mitarbeiter sollen wissen, was sie an mir haben, was sie erwartet beziehungsweise was ich von ihnen erwarte. Daher kommuniziere ich viel mit den Mitarbeitern. Zur regelmäßigen Abstimmung nutzen wir zum Beispiel unsere tägliche Shopfloor-Runde, in der ich mit meinem Vorgesetzen und den beiden Vorarbeitern über tagesaktuelle Probleme, Aufgaben und Vorkommnisse spreche und wir daraus Maßnahmen ableiten.

 

Was ist die größte Herausforderung? Hatten Sie Respekt vor der Übernahme dieser Verantwortung?

Nicht zu viel auf einmal zu wollen, das ist eigentlich die größte Herausforderung für mich. Wenn man neu in dieser Rolle ist, hat man tausend Sachen im Kopf, die man gerne ändern möchte. Da besteht die Gefahr, dass man vieles anfängt, aber nichts richtig zu Ende macht. Das bringt Unruhe rein und gerade in der Produktion sollte man nicht zu viel auf einmal ändern. Deshalb nehme ich mir immer wieder vor, mich lieber auf eine Sache zu konzentrieren.

Außerdem fällt es mir noch schwer, Aufgaben zu delegieren und sie loszulassen. Obwohl ich weiß, dass meine Mitarbeiter das genauso gut machen, muss ich mich noch daran gewöhnen, das, was ich früher als Mitarbeiter immer selbst gemacht habe, jetzt als Führungskraft an andere abzugeben, da ich meine Zeit jetzt für andere Aufgaben brauche.

 

Was schätzen Sie an Ihrem Team am meisten?

An meinem Team schätze ich vor allem die Offenheit und Ehrlichkeit, die wir untereinander haben. Meinungen, auch manchmal Kritik an meinen Vorgehensweisen, werden offen und ehrlich kommuniziert, sodass ich etwas ändern und verbessern kann. Dadurch haben wir eine gute Stimmung und einen guten Zusammenhalt in unserem Team.

 

Was ist die größte Veränderung vom normalen Mitarbeiter zur Führungskraft?

Im Gegensatz zu vorher arbeite ich jetzt weniger praktisch, sondern habe durch die Führung mehr den Überblick. Dazu gehört auch, dass ich mich in Meetings mit anderen abstimme und viele Aufgaben im Hintergrund erledige.

 

Vielen Dank, Herr Baumann, für dieses interessante Gespräch. Ich denke, Sie können ein Vorbild vor allem für viele junge Menschen sein und zeigen, dass sich Aus- und Weiterbildung lohnen und dabei helfen, den eigenen Berufswunsch umzusetzen. Ich wünsche Ihnen viel Freude in Ihrer neuen Rolle als Teamleiter und für die berufliche wie private Zukunft viel Erfolg.

 

Interview geführt durch Christina Kieser (Personalabteilung, HBM) im Januar 2017.

 


Fragen? Bitte klicken Sie hier um dem Link zu folgen.